betti im russki tv-land (und in der harten realitaet)
schwarzenegger spricht russisch waehrend er menschen umnietet. switch. luis de funes hechelt sich auf russisch durch die fantomas-filme. switch. manchmal sprechen auch jodi foster, gerard depardieu und sogar goetz george russisch. aber in der regel behalten sie ihre eigene sprache (schwarzenegger ausgenommen 😉 ) und ein paar sekunden zeitversetzt wird dann die russische uebersetzung dazugesprochen. (von synchronisation kann man diesbezueglich nicht sprechen.) diese uebersetzung ist meist sowohl bar jeglicher narrativen und nuetzlichen emotion noch jeglicher aehnlichkeit der verwendeten stimmen mit den originalen. darueber kann viel gelaestert werden (vor allem waehrend den romantischen szenen, die ausschliesslich aus dem austausch von namen bestehen…), ich bevorzuge aber die subversive leseart (hoerart). der russische text scheint sich staendig von der gezeigten handlung zu distanzieren und wird so zu einem ironischen statement zum niveau der hollywood- und eu-produktionen.
am liebsten sind mir die anfaenge der filme, denn der russische uebersetzer liest die schriftlich auftauchenden namen, ebenfalls nicht synchron vor, was bei den meisten streifen zu lustigen missverstaendnissen fuehren kann, wenn gleichzeitig schon der handlungsdialog begonnen hat. switch.
die filme, die zahlreichen russischen, die leider zu unrecht im restlichen eu-tvland ignoriert werden, und die importierten sind noch das beste im russki tv-land. es gibt ganz neue produktionen, frisch aus dem kino genauso wie guuute alte filme, die ich in hiesigen programmen schon lange vermisse. (he wo sind alle alten bogarts, hepburns, gables.. i miss it!) switch
die unterhaltungsshows sind genauso schwer zu ertragen wie die “unsrigen”, sie sind aber -wiederum mit einer menge distanz betrachtet- weitaus interessanter, weil den extremen eher zugeneigt und mit viel mehr kitsch und quietschbunten farben versehen. (ein bisschen wie in der italienischen rai. -sorry) wenn ich das alles als parodie sehen will, kann ich mich dabei gut amuesieren. die fernsehmenschen sind in allem sehr extrem, vorallem aber sind sie extremer “schoenheits”operiert als bei uns – auch die maenner – und das puppenhafte ueberwiegt allgemein, was zusammen mit den vielen schlagersendungen und dem kitsch sehr maerchenhaft theatralisch rueberkommen kann. viele maenner treten gerne in frauenkleidern auf, manche als baeuerliche alte frauen mit kopftuch, roten runden baeckchen und idiotischem gesichtsausdruck und kommen sich selbst sehr lustig vor, manche nehmen die sache offensichtlich ernster und vertuschen ihre vorliebe fuer pailetten, peruecken und viiiel schminke nicht (mehr). switch.
die reklame ist noch bunter, schriller und lauter und vor allem oefter und nerviger. die dargestellte idealwelt ist im vergleich mit dem russischen alltag ein staendiger schlag ins gesicht der durchschnittlichen russInnen, welche saemtliche produkte nur von sehr weiter ferne aus betrachten koennen. wenn ich so einfach gestrickt waere, um von der werbung auf das leben zu schliessen, muesste ich auch noch anmerken, dass es in russland fast nur bier und mobiltelefone gibt. switch
im stadtfernsehen laeuft die uebertragung der karnevalsparade anlaesslich des 302. stadtgeburtstags und die gouverneurin (ja, es gibt eine frau buergermeisterin!) betritt die buehne und haengt sich eine krawatte um, die ihr dann abgeschnitten wird. verkehrte welt manchmal.. switch
im nivaulosesten kanal laeuft neben balschoi brat (big brother) auch noch dom2, was genau das gleiche ist, nur dass die teilnehmerInnen noch bloedere spiele mit noch mehr sexismus mitmachen. sogar beim vorbeischalten kann ich dem nicht entkommen. und in den strassen werben ueberdimensionale transparente mit einem ueberdimensionalen auge, das alles beobachtet fuer dieses format. der ganz normale wahnsinn kommt auch nach russland. switch. aus.
da gehe ich doch lieber in “mein” kulturzentrum am samstaeglichen vernissagentag und stehe dann irgendwann waehrend der eroeffnung der archiv-ausstellung vor historischen deutschsprachigen und liebevoll illustrierten klassischen und populaeren notenblaettern aus koenigsberg (kaliningrad) aus der ersten haelfte des 20. jahrhunderts und singe auf wunsch des sammlers, der nicht nur nikolai heisst, sondern auch wie das klischee des weihnachtsmannes aussieht und den ich aufgrund seiner herzlichkeit und zutraulichkeit sehr schaetze, und aufgrund von 2 glaesern rotwein vor zahlreichen russInnen, zwei amerikanerinnen und einem franzoesischer touristenpaar die erste strophe von peter kreuders schlager “ich wollt ich waer ein huhn”. (x)
ungefaehr waehrend der ersten beiden zeilen war ich froh, dass niemand im publikum den recht simplen text verstehen werde und ich mich daher nicht wirklich blamieren koenne… bis die schweizer touristengruppe den raum betrat. die realitaet kann ja so brutal sein! 😉
eure bettinuschka
(x) “ich wollt ich waer ein huhn, ich haett nicht viel zu tun, ich legte hie und da ein ei und sonntags auch mal zwei. ich braeuchte nie mehr ins buero, ich waere daemlich aber froh…”
ps: bitte keine fragen, woher ich das lied kenne und beherrsche. danke.